Die Veranstaltungsreihe „Pub-Talks: Wissenschaft mal anders probieren“ war ein Beitrag zum Jubiläumsjahr anlässlich des 75. Jubiläums unserer Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer im Jahr 2022. Ziel der Science Pub-Veranstaltungen war es, den wissenschaftsbezogenen Austausch mit Speyerer Bürger*innen über unsere Forschungs- und Transferprojekte zu fördern. Zugleich soll die Wahrnehmbarkeit unserer Universität in der Stadtgesellschaft erhöht werden.
Nach drei spannenden Pub-Talks wollen wir ein Zwischenfazit ziehen und erste Erfahrungen und Erkenntnisse teilen.
Wie sieht das Veranstaltungsformat aus?
Hierfür haben wir einen sehr niederschwelligen Zugang gewählt, indem wir die Bürger*innen direkt im Alltag abholen und nicht auf den Campus, sondern in Weinstuben, Bars oder Cafés, als einen anderen Ort des Austausches über Wissenschaft, einladen. Die Pub-Talks finden während des normalen Gaststättenbetriebs statt, sodass auch anwesende Personen spontan an der Veranstaltung teilnehmen können. Eine Anmeldung zur Veranstaltung ist nicht erforderlich.
An einen kurzen Impulsvortrag (ca. 15-20 min) zu einem unserer Forschungsthemen schließt sich eine ca. 30-minütige Diskussion an. Im Anschluss kann in kleinen Gruppen „open end“ weiter diskutiert werden. Der Ablaufplan zeigt den standardisierten Verlauf der Veranstaltungen:
Uhrzeit |
Dauer |
Was |
Wer |
17:15 Uhr |
45 min |
Aufbau und Empfang Teilnehmende |
WITI-Projekt, Kooperationspartner |
18:00 Uhr |
5 min |
Beginn der Veranstaltung und Begrüßung |
Kooperationspartner |
18:05 Uhr |
5 min |
Erläuterung „Pub Talks“ |
WITI-Projekt |
18:10 Uhr |
20 min |
Impulsvortrag |
Referent*in |
18:30 Uhr |
30 min |
Fragen und Diskussion |
Alle, Referent*in, Moderation: WITI-Projekt |
19:00 Uhr |
5 min |
Zusammenfassung Veranstaltung |
WITI-Projekt |
im Anschluss |
open end |
Ausklang bei Gesprächen |
Alle |
Für die Veranstaltung stellen wir einen Roll-up auf und legen Projektflyer, 1-2 aktuelle Projektpublikationen und Stifte mit Projektlogo aus. Die Evaluierung / das Feedback erfolgt durch 1-4 Fragen (z.B. Wie hat Ihnen die Veranstaltung gefallen? -> Bewertung mit Schulnoten; Was nehmen Sie aus dem heutigen Pub-Talk mit? -> Nennung eines Stichwortes), die auf einem aufgehängten Plakat notiert sind. Die Teilnehmenden erhalten dafür Klebepunkte & Stifte.
Für eine vertiefende Vernetzung mit der Stadtgesellschaft in Speyer organisieren wir die Veranstaltungen gemeinsam mit wechselnden Kooperationspartnern aus der Zivilgesellschaft. Die Bewerbung der Veranstaltung erfolgt über die lokalen Medien, Social Media und die Netzwerke der Kooperationspartner.
Die Kosten für Getränke und Speisen tragen die Teilnehmenden selbst.
Welche Veranstaltungen gab es?
Bei der Auftaktveranstaltung am 9. Juni 2022 in der Hausbrauerei Domhof sprach Prof. Dr. Stefan Fisch in seinem Impulsvortrag über die Gründung der ‚höheren Verwaltungsakademie‘ in Speyer im Jahr 1947 (unsere heutige Universität Speyer) und ihren Alltag damals. Damit legte er die Grundlage für eine gemeinsame Diskussion über die Rolle der Universität in der Stadt. Kooperationspartner: Weinbruderschaft der Pfalz – Speyerer Weinrunde
Am 21. Juli 2022 fand der zweite Pub-Talk im Media:TOR statt. Inmitten der Speyerer Altstadt beleuchtete Prof. Dr. Michael Hölscher in seinem Impuls die Zusammenarbeit von Hochschule und Stadt – und viele Gäste nutzten im Anschluss die Gelegenheit, um über den inhaltlichen Input und aktuelle Fragen zur öffentlichen Verwaltung zu diskutieren. Kooperationspartner: Offener Kanal Speyer e.V.
Beim dritten Pub Talk am 29. November 2022 in der WeinWunderBar gab Prof. Dr. Constanze Janda einen Impuls zum Thema Bürgergeld, insbesondere aus juristischer Perspektive, und ordnete dies in das deutsche Sozialsystem ein. Eine rege und spannende Diskussion über Funktion und Anliegen des Bürgergelds bis hin zu sozialen Verantwortlichkeiten auf Seiten des Staates verdeutlichte die Aktualität und das großes Interesse an der Thematik. Kooperationspartner: Zukunft Dialog Speyer e.V.
Wie haben die Teilnehmenden die Veranstaltungen bewertet?
Die Pub-Talks wurden insgesamt mit einer Schulnote von 1-2 (sehr gut-gut) bewertet.
Eine Gaststätte als Veranstaltungsort für Wissenschaft „zum Anfassen“ wird als positiv und ungewöhnlich wahrgenommen.
Die Teilnehmenden bewerten die Veranstaltung während des laufenden Gaststättenbetriebs unterschiedlich. Mehrheitlich wird der offene Charakter, mit Verzicht auf einen separaten Raum, befürwortet. Kritisch wird vereinzelt das hohe Geräuschniveau bewertet.
Konkrete Themen im Kontext der öffentlichen Verwaltung, die sich die Teilnehmenden mehrheitlich wünschen, zeigten sich nicht. Die Inhalte der drei Veranstaltungen waren gut gewählt, um ein breiteres Interesse zu erzeugen.
Als sehr positiv wird bewertet, dass sich die Universität auf diese Weise direkt in der Stadt(gesellschaft) zeigt und Bürger*innen die Möglichkeit haben, Einblicke in die aktuelle Arbeit der Universität zu erhalten.
Die Teilnehmenden wünschen sich eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe.
Teilnehmende an allen drei Veranstaltungen: ca. 90 Personen, davon Feedback: ca. 30 Personen
Welche Erkenntnisse haben wir gewonnen?
Der Impulsvortrag sollte sich tatsächlich auf max. 20 Minuten beschränken. Aufgrund der Geräuschkulisse in den Gaststätten ist es sowohl für die Referent*innen als auch die Zuhörer*innen fordernd, den Vortrag länger zu halten bzw. diesem zu folgen. Ein Mikrofon kann hierbei Unterstützung bieten, der dialogische Charakter der Veranstaltung wird allerdings bei einem Verzicht auf dieses (bei bis ca. 20 Teilnehmenden) gefördert. Hierzu trägt auch die kurze Vortragsdauer bei. Ein Verzicht auf Speisen und eine Beschränkung auf Getränke während des Vortrags selbst und evtl. auch während der Diskussion reduziert ebenfalls störende Effekte und fördert den Austausch.
Die Teilnehmendenzahlen bei zwei Veranstaltungen lagen bei ca. 20 Personen, bei einer Veranstaltung bei ca. 50 Personen. Der angedachte dialogische Charakter der Veranstaltung entwickelte sich bei den Veranstaltungen mit den geringeren Teilnehmerzahlen besser. Von Vorteil ist mit Blick auf die Diskussion und die Geräuschkulisse, wenn der Vortragsbereich leicht baulich eingegrenzt ist, aber nicht ein abgeschlossener oder separater Raum ist, der den offenen Charakter des Formats einschränken würde. Im Sommer ist eine Veranstaltung auch im Freien, z.B. in der Fußgängerzone, sehr gut möglich, was Vorübergehende einlädt, stehenzubleiben und zuzuhören. Aufgehängte Plakate oder Hinweisschilder in der Gaststätte, die zur Teilnahme einladen, sind ebenfalls hilfreich.
Die Themen der drei Veranstaltungen waren sehr unterschiedlich und wurden alle interessiert aufgenommen. Vorteilhaft ist, solche Themen zu wählen, zu denen die Teilnehmenden einen Alltagsbezug haben. Bei einer ansprechenden Gestaltung des Vortrags dürfte auch ein „Spezialthema“ auf Interesse stoßen. Bei der Auswahl der Referent*innen sollte deshalb darauf geachtet werden, dass diese einen Vortragsstil haben, der auch ohne visuelle Unterstützung (z.B. Folien) auskommt. Aufgrund des besonderen Settings in den Gaststätten sollten die Referent*innen ausreichend spontan, flexibel und offen für Unerwartetes sein und im Vorhinein genau auf die besondere Situation eingestimmt werden.
Die Zusammenarbeit mit wechselnden Kooperationspartnern hat sich bewährt. Zum einen wurde es sehr positiv aufgenommen, dass seitens der Universität eine Anfrage zu einer Kooperation gestellt wurde. Zum anderen unterstützen die Kooperationspartner die Werbung für die Veranstaltung in der Stadt. Außerdem kann durch die Wahl eines thematisch zum Impulsvortrag passenden Kooperationspartners gewährleistet werden, dass eine gewisse Mindestanzahl von Teilnehmenden mit dem Themenfeld vertraut ist und diese zur Diskussion beitragen können.
Hilfreich erscheint, insbesondere die Hochschul-/Fakultäts-/Institutsleitung mit diesem besonderen Format der Wissenschaftskommunikation und des Wissenstransfers (Science Pub Events, Science Café, Science Pub-Quizze) sowie den damit verbundenen Zielen frühzeitig vertraut zu machen. Nicht alle Personen im Wissenschaftssystem sind solchen neuen Formaten gegenüber aufgeschlossen bzw. erkennen die damit verbundenen Chancen und Potenziale. Aus unserer Sicht können Pub-Talks jedoch dazu beitragen, Hochschulen und ihre Forschung in der eigenen Stadt sichtbar zu machen, Impulse für neue Kooperationen zu geben und somit einen Beitrag für Wissenstransfer in die Gesellschaft leisten.